Fasten in der Coronavirus Zeit

Vor ein paar Tagen habe ich mit einer Frau gesprochen. Sie hat mich gefragt: - Herr Pfarrer, warum schickt uns Gott diese Krankheit? Warum straft er uns mit dem Coronavirus?

 

Auf die Antwort dieser Frage habe auch ich sie gefragt: Haben sie Kinder? Ja, drei und Enkelkinder. Haben sie irgendwann ihren Kindern oder Enkelkindern etwas Böses gewünscht, oder auch etwas Böses getan. - Um Gottes willen, nein, überhaupt nicht, wie könnte ich meinen Kindern etwas Böses tun.

 

Wenn sie ihren Kindern nichts Böses tun können, wie können sie sagen, dass Gott uns etwas Böses wünscht, oder etwas Böses tut. Denken sie, dass Gott oben im Himmel sitzt und plötzlich sagt: -Ja ich muss Menschen strafen, sie müssen wissen, was das bedeutet, wenn sie an mich nicht glauben. Ich schicke ihnen den Coronavirus und dann werden tausende Menschen sterben.

 

Es gibt sicher einige Leute, die sagen; dass diese ganze Geschichte mit dem Coronavirus, diese Krankheit, eine Strafe von Gott für uns sündige Menschen ist, dass Gott uns dieses Coronavirus geschickt hat.

 

Wenn jemand so denk, denkt er ganz falsch, er hat leider ein krankes Bild von Gott. Wie die Eltern ihren Kindern nichts Böses machen können, so will auch Gott uns nichts Böses tun.

 

Er schickt uns keine Kreuze, also keine Krankheiten oder Unglück, um uns zu strafen. Gott straft uns nie. Das einzige was er uns schickt ist seinen Sohn Jesus Christus und seine Liebe. Deshalb sollen wir nie sagen, dass Gott uns ein Kreuz geschickt hat, also etwas Schlimmes, weil er uns strafen wollte. 

 

Na gut. Aber warum kommt das Unglück, Probleme, Schmerz, Leid in unser Leben. Wenn uns etwas Schmerzliches oder Leid trifft, dann nur, weil entweder wir etwas Falsches gemacht haben, oder andere Menschen haben etwas Falsches gemacht und wir müssen die Konsequenzen dieses Handels tragen. Das kommt auch in der Natur vor, z.B. durch Erdbeben, Tsunami, Hochwasser oder Dürre.

 

Gott hat aber mit diesen Situationen nichts zu tun. Er kann uns von diesen Situationen natürlich schützen, aber er ist nicht der Täter dieses Unglücks, unseres Leidens, unserer Probleme.

 

Das Coronavirus ist keine Strafe von Gott für uns Menschen. Wir sollen aber auf diese Situation als gläubige Menschen schauen. Und unser Glaube sagt nicht, dass wir frei werden von allen schrecklichen Situationen, dass uns Christen nichts passiert. Unser Glaube sagt, egal was passiert, ist Gott bei uns.

Er kann uns helfen, er kann uns schützen, vor allem wenn wir ihn darum bitten. Deshalb ist das Gebet in dieser, unserer Situation von großer Bedeutung.

Wenn wir nichts machen können, kann doch das Gebet eine Hilfe sein, eine Unterstützung, vielleicht eine Heilung.

 

Leider wird es aber jetzt mit dem Gebet nicht einfach sein. Einige von ihnen wissen schon wahrscheinlich, dass wir ab Montag in den Kirchen keine Gottesdienste, keine Andachten, Kreuzwegandachten, Taufen, Begräbnisse feiern dürfen. Nichts.

 

Ich habe nie gedacht, dass ich so etwas einmal erleben muss.

Ich werde natürlich privat die Hl. Messe für sie feiern, aber offiziell darf ich niemanden dazu einladen. Einerseits müssen wir das verstehen, andererseits ist das sehr schmerzlich, dass wir an die größte Hilfe Gottes, an der Eucharistie nicht teilnehmen können. Das soll uns auch zum Nachdenken bringen.

 

Ich möchte diese Aussprache mit den Worten beschließen, die jemand von ein paar Tausend Jahren geschrieben hat und die wir in der Bibel lesen können in Psalm 24. Vielleicht hat diese Person auch schwierige Situation im Leben erlebt. Doch trotz allem hat sie gesagt:

„Wenn Finsternis tief meinen Weg umgibt, Böses fürchte ich nicht. Ja, du bist bei mir, dein Stab und deine Stütze – sie lassen mich aufatmen.“